Kiefergelenkschmerzen verstehen: Was steckt wirklich dahinter?
Inhaltsverzeichnis
So arbeiten die Kiefergelenke
Beim Kauen und Sprechen bewegt sich unser Unterkiefer im Verhältnis zum fest verankerten Oberkiefer. Dabei gleitet der Gelenkkopf des Unterkiefers in einer Mulde des Oberkiefers hin und her. Zwischen diesen beiden knöchernen Strukturen befindet sich eine Knorpelscheibe, der sogenannte Diskus.
Diese durch Bänder gesicherte Knorpelscheibe wirkt als Stoßdämpfer, schützt die Knochen und sorgt für einen reibungslosen Bewegungsablauf. Wenn der Diskus beschädigt ist oder aus seiner normalen Position rutscht, können die typischen Symptome einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD) auftreten.
Die häufigsten Ursachen für Kiefergelenkschmerzen
Kiefergelenkschmerzen, egal ob einseitig oder beidseitig, können auf eine Vielzahl von Ursachen zurückzuführen sein. Ein häufiger Auslöser ist die craniomandibuläre Dysfunktion. Dabei handelt es sich um eine Störung, die das komplexe Zusammenspiel zwischen Kiefergelenk, Muskulatur und Zähnen beeinträchtigt. Hier findest Du weitere Ursachen:
Stress und Zähneknirschen (Bruxismus): Stress kann dazu führen, dass man unbewusst mit den Zähnen knirscht oder die Kiefermuskulatur anspannt. Diese ständige Anspannung überlastet das Kiefergelenk und führt oft zu Schmerzen.
Zu den häufigsten Ursachen zählen Kiefer- und Zahnfehlstellungen, welche meist erblich bedingt sind. Jedoch auch äußere Einflüsse, wie beispielsweise Daumenlutschen im Kindesalter oder Krankheiten, können derartige Fehlstellungen begünstigen.
Verletzungen durch einen Schlag auf den Kiefer oder einen Unfall können das Kiefergelenk schädigen und Schmerzen verursachen.
Aber auch eine übermäßige Dehnung, etwa beim Gähnen, können Kiefergelenkschmerzen zur Folge haben.
Gelenkerkrankungen wie Arthritis können auch die Kiefergelenke betreffen. Diese Entzündungen führen zu Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit des Kiefers.
Fehlende oder abgenutzte Zähne: Wenn Zähne fehlen oder stark abgenutzt sind, verändert sich die Bisslage. Diese Veränderung kann das Kiefergelenk ungleichmäßig belasten und zu Schmerzen führen.
Längere Zahnarztbehandlungen, bei denen der Mund weit geöffnet bleiben muss, können das Kiefergelenk erheblich belasten. Eine Weisheitszahn-OP kann daher zu Kiefergelenkschmerzen führen, da der Eingriff das Gelenk stark beansprucht. Nach der OP tragen freiliegende Nervenenden und Schwellungen zusätzlich zu Schmerzen und einem Spannungsgefühl im Kieferbereich bei.
Entzündungen oder Infektionen der Nebenhöhlen können ebenfalls Schmerzen im Kiefergelenk auslösen, da die Kieferhöhlen eng mit dem Kiefergelenk verbunden sind.
Anmerkung: Diese Ursachen können einzeln oder in Kombination auftreten, und die genaue Diagnose ist entscheidend für die richtige Behandlung der Kiefergelenkschmerzen. Eine Zahnärzt*in oder Kieferorthopäd*in kann helfen, die genaue Ursache zu ermitteln und geeignete Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden zu empfehlen.
Arten und Symptome von Kiefergelenkschmerzen
Kieferschmerzen einseitig links oder rechts
Kiefergelenkschmerzen entstehen oft durch eine einseitige Überbelastung des Kiefergelenks, etwa durch Zähneknirschen oder Kauen auf nur einer Seite. Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass Kieferschmerzen einseitig rechts oder links auftreten, anstatt auf beiden Seiten.
Auch Entzündungen oder Verletzungen, wie ein Schlag auf den Kiefer, können Kieferschmerzen einseitig auslösen. In einigen Fällen können die Schmerzen auch von den Zähnen selbst oder von einer Kieferhöhlenentzündung herrühren.
Wusstest Du, dass es für Betroffene häufig schwierig ist, die Kieferschmerzen rechts oder links einzuordnen? Dies liegt daran, dass das Kiefergelenk und die umliegenden Muskeln komplexe Strukturen sind, die beide Seiten des Gesichts betreffen können. Schmerzen können oft diffus oder in den gesamten Kieferbereich ausstrahlen, was die genaue Lokalisation erschwert.
Beim Kauen Kieferschmerzen
Kieferschmerzen beim Kauen äußern sich durch verschiedene unangenehme Symptome:
Stechender oder dumpfer Schmerz: Du kannst beim Kauen einen intensiven, stechenden oder einen dumpfen, konstanten Schmerz im Bereich des Kiefergelenks verspüren.
Schmerz beim Kauen: Der Schmerz tritt typischerweise während des Kauens auf und kann sich verschärfen, wenn Du harte oder zähe Lebensmittel kaust.
Eingeschränkte Beweglichkeit: Möglicherweise stellst Du fest, dass du den Kiefer nicht vollständig öffnen oder bewegen kannst, was das Kauen erschwert.
Kieferknacken oder -knirschen: Hörst Du ein Knacken oder Knirschen im Kiefergelenk? Auch das kann auf eine Fehlstellung oder Überlastung des Gelenks hinweisen.
Schmerzausstrahlung: Der Schmerz kann auch in den Bereich der Schläfen, den Nacken oder die Ohren ausstrahlen, was die Beschwerden verstärken kann.
Kieferschmerzen beim Gähnen
Kieferschmerzen beim Gähnen können durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden. Oft entstehen sie durch eine Überdehnung des Kiefergelenks, wenn der Mund weit geöffnet wird. Dies kann zu einem unangenehmen Druck oder stechenden Schmerzen im Gelenk und den umliegenden Muskeln führen.
Kieferkrampf
Kieferkrämpfe äußern sich durch plötzliche, starke Schmerzen beim Essen oder Gähnen. Du kannst Schwierigkeiten haben, den Mund vollständig zu öffnen, und es kann sich anfühlen, als ob der Kiefer blockiert oder verspannt ist. Oft tritt dieses Gefühl unerwartet auf und kann mit einem unangenehmen Spannungsgefühl im Kieferbereich einhergehen.
Ausgerenkter Kiefer
Ein ausgerenkter Kiefer zeigt sich durch eine sichtbare Verschiebung des Unterkiefers nach rechts, links oder nach vorne. Dies kann dazu führen, dass der Mund nicht richtig geschlossen werden kann. Beim Bewegen des Kiefers oder beim Kauen spürst Du starke Schmerzen. Oft hörst Du beim Öffnen oder Schließen des Mundes ein Knacken oder Klicken, was auf eine Fehlstellung hindeutet.
Angespannter Kiefer
Ein angespannter Kiefer kann durch verschiedene Symptome auffallen: Du spürst möglicherweise ständige Schmerzen und Verspannungen, besonders wenn der Kiefer in Ruhe ist oder beim Sprechen. Dies kann auch zu einem unangenehmen Druckgefühl und Schwierigkeiten beim Öffnen oder Bewegen des Kiefers führen. Bei stressbedingter Anspannung kann der Kiefer besonders nachts verkrampfen, was sich durch Schmerzen beim Aufwachen bemerkbar macht.
Kieferschmerzen während Erkältung
Kieferschmerzen können während einer Erkältung auftreten, da die Nebenhöhlen, die nahe am Kiefergelenk liegen, entzündet oder verstopft sein können. Diese Entzündung kann Druck auf das Kiefergelenk und die umliegenden Muskeln ausüben, was zu Schmerzen führt. Zudem können Verspannungen durch vermehrtes Husten, Niesen oder allgemeines Unwohlsein die Kieferschmerzen verstärken. In den meisten Fällen klingen diese Beschwerden ab, sobald die Erkältung nachlässt.
Folgen von Kiefergelenkschmerzen
Unbehandelte Kiefergelenkschmerzen können zu Temporomandibuläre Gelenkstörungen bzw. chronischen Beschwerden führen und sich negativ auf die Lebensqualität auswirken. Betroffene können Schwierigkeiten beim Essen, Sprechen und sogar beim Schlafen haben. Langfristige Fehlbelastungen des Kiefers können zudem zu dauerhaften Schäden am Kiefergelenk führen.
Was tun bei Kiefergelenkschmerzen?
Egal ob Kiefergelenkschmerzen einseitig oder auf beiden Seiten auftreten – sie können sehr belastend sein und das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Doch Du bist diesen Schmerzen nicht hilflos ausgeliefert. Hier findest Du Dich wichtigsten Dos and Don'ts bei Kieferschmerzen:
Dos bei Kiefergelenkschmerzen
Gönne Deinem Kiefer Ruhe: Vermeide harte und zähe Lebensmittel, die den Kiefer zusätzlich belasten könnten.
Sanfte Dehnübungen: Führe leichte Kieferdehnübungen durch, um Verspannungen zu lösen und die Muskulatur zu entspannen.
Wärme anwenden: Lege eine warme Kompresse auf die betroffene Stelle, um die Durchblutung zu fördern und Schmerzen zu lindern.
Entspannungstechniken ausprobieren: Reduziere Stress durch Techniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen, um unbewusste Kieferspannungen zu verringern. Diese Übungen können auch dabei helfen, schlechte Angewohnheiten wie Zungenpressen abzugewöhnen.
Aufbissschienen:Eine speziell angefertigte Aufbissschiene kann helfen, die Kiefermuskulatur zu entspannen und das Kiefergelenk zu entlasten.
Kiefer- bzw. Zahnfehlstellung behandeln: Leidest Du unter Kiefergelenkschmerzen, die durch eine Zahnfehlstellung verursacht werden? Diese Art von Beschwerden kann häufig mit einer Aligner-Behandlung sowohl effektiv als auch diskret korrigiert
werden. Aligner, die transparent und nahezu unsichtbar sind, bieten eine sanfte und kontinuierliche Anpassung der Zahnstellung. Dadurch wird nicht nur die Ästhetik Deines Lächelns verbessert, sondern auch die Belastung des Kiefergelenks reduziert, was langfristig zu einer deutlichen Linderung der Schmerzen führen kann.
Don'ts bei Kiefergelenkschmerzen
Kein übermäßiges Kauen: Verzichte auf das Kauen von Kaugummi oder harten Lebensmitteln, die den Kiefer überlasten könnten.
Nicht den Mund weit öffnen: Vermeide Bewegungen, bei denen der Mund extrem weit geöffnet wird, wie beim Gähnen.
Keine Ignoranz gegenüber den Schmerzen: Ignoriere die Schmerzen nicht und hoffe nicht, dass sie von alleine verschwinden – unbehandelt können sie sich verschlimmern.
Jawline Training: Dieser Trend, der auf intensive Übungen zur Definition der Kieferlinie
setzt, kann das Kiefergelenk übermäßig belasten und bereits vorhandene Schmerzen verstärken.
Nicht zu lange warten: Wenn die Schmerzen anhalten, zögere nicht, eine Zahnärzt*in oder Kieferorthopäd*in aufzusuchen.